Der Castortransport geht durch unsere Stadt als ich in der 13 bin. Im Schulunterricht gibt es eine Diskussion um angemessene Demonstrationsmethoden. Ich stelle mich auf den Standpunkt, das Sachbeschädigung bis zu einem gewissen Maß und das kostenverusachende Aufhalten von Transporten in Ordnung gehen kann, wenn es offenbar keine andere Möglichkeit gibt, dem Protest Gehör und Gewicht zu verschaffen. Gehör verschaffen? Wir Leben doch in einer Demokratie. Da kann jeder sagen was er meint. Gewicht verschaffen? Unser Geschichtslehrer fragt, wer denn im Kurs eigentlich überhaupt gegen Atomkraft sei. Ich melde mich als einziger(!). In der darauf folgenden Diskussion muss ich mir einiges anhören. "Die Atomkraftgegner duschen doch auch mit warmem Wasser!". "Alle anderen Energien sind doch viel Umweltschädlicher". "Alle anderen Energien sind doch viel teurer!". Meine Gegenargumente und Fragen gehen ins leere. Besonders auf die Frage, ob sie denn ein Endlager in ihrer unmittelbaren Nähe akzeptieren würden, will niemand so recht eingehen. Also greife ich zu drastischeren Szenarien. Super-Gau. "Ach was, die Atomkraftwerke in Deutschland sind die sichersten der Welt" "Da wird nie etwas passieren." "Atomkraftwerke in anderen Ländern sind doch viel unsicherer! Wenn wir unsere zumachen dann steigt die Gefahr, weil der Strom dann aus anderen Ländern kommt!" Für mein letztes Szenario ernte ich endgültig nur noch verwirrte Blicke. Ich werde fast in der Zwangsjacke hinausgeführt, für so abwegig hält man meine Idee. "Was wäre denn wenn sich ein paar durchgeknallte Glaubensfanatiker mit einer Bombe in so ein Werk schleichen würden?" - "Die Sicherheitsmaßnahmen sind viel zu hoch, das könnte nie passieren!" - "Und wenn sie mit einem Flugzeug reinfliegen würden?" - "...?... Du spinnst doch..."

 
sach selber was   von Mama
 
mutant, 29. September 2003 um 00:07:33 MESZ

suesz.

welcher war das? ich erinnere mich dunkel an eine komische nacht im sommer, aber ich glaube, es waren giftwafffen, kind war vielleicht 1 jahr alt, wir haben fenster geschlossen und radio gehoert. 2jahre vorher haetten wir am bahnrand kotzaction gemacht. oder was angezuendet. heute ueber wendland nachgedacht. kann man das in buch verwenden? oder zu intim?

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Mama, 29. September 2003 um 00:14:56 MESZ

Ist ja noch nicht so lange her, bin ja noch jung. Muss so 97 gewesen sein. Das war der einzige der durch Dülmen ging, also nicht im Wendland. Ich war aber nie dabei, bei den militanten Protesten. Ich hab sie immer nur argumentativ verteidigt.

Ansonsten - klar kann man das verwenden.

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mutant, 29. September 2003 um 00:15:46 MESZ

dabei:

wieviel darf man eh verraten? ich finde immer wieder schoen, wenn mein name auftaucht und im nachsatz herren sachen wie: "In my point of view, the women are starting to get really cool and really tough. They have a Status of self-consciousness which is really remarkable. They say very loud and clear what they want." sagen. warum auch immer.

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fernsehratgeber, 29. September 2003 um 10:54:02 MESZ

haha,

daran kann ich mich sehr gut erinnern - und auch daran, diese anekdote kurz nach dem 11. september herbeizitiert zu haben. ich habe damals sehr bedauert, nicht in ihrem kurs gewesen zu sein. (war ich doch nicht, oder?!)

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Mama, 29. September 2003 um 15:14:09 MESZ

Nee, sie hatten das Fach als Leistungskurs, ich nur als Grundkurs. Ein Grundkurs mit geballter CDU-Dorferziehung.

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fernsehratgeber, 29. September 2003 um 16:39:58 MESZ

die geballte cdu-dorferziehung gab es auch im leistungskurs. nicht mal sonderlich originell verpackt, sondern monologisch verordnet, mit zwischenzeitlichen rhetorischen fragen untermauert.

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