K.

Heute musste ich - warum auch immer - an K denken.

K kam in der 6. Klasse in unsere Schule. Niemand kannte ihn und er hatte Locken auf dem Kopf, welche ein unglaubliches Volumen einnahmen. Aber jetzt nicht so Costa Cordalis-Locken sondern solche wie man sie von gedauerwellten Omas kennt, dort früher auch gerne mit Blau- oder Lilaanteil. Er hatte auch eine sehr prägnante Brille, die ihm so einen Strebertouch gab. Und er wirkte eher dick, was er eigentlich gar nicht war. Mit anderen Worten: nicht die optimalen Accessoires um der King von einem pubertierenden brutal denkenden Haufen von Wilden zu werden.

K fügte sich dann aber doch ein irgendwie, nicht auffällig, nicht unbeliebt, aber jemand, den man eventuell wieder vergessen hätte. Aber irgendwann meinte K, er müsse nun Punk werden. Das gipfelte in einer besonders schönen Szene, als K mit seinen kaputten Hosen und seinem Nietenarmband im Supermarkt von einem älteren Herren nach der Zeit gefragt wurde. Widerwillig gab er Auskunft. Nachher musste er dann aber von seinem Frust berichten:"Jetzt schneide ich mir schon Löcher in die Hose und die scheiss Rentner fragen mich immer noch nach der Uhrzeit!". Auch begann er zu der Zeit einen Freund von mir als "Demokraten" zu beschimpfen, da dieser sich im Gegenzug über Ks gelebten Pseudoanarchismus lustig gemacht hatte.

Ich spielte auch mal mit ihm in einer Band. Er wollte Punkrock machen, also Green Day spielen. Perfekt beherrschte er es, wie es der Green Day-Sänger typischerweise auch immer tat, den ganzen Oberkörper bei jedem Anschlag auf der Gitarre so komisch zucken zu lassen. Hmm, nein, moment, genauer: der Greifarm bleibt durchgestreckt und hält die Gitarre tendentiell nach unten. Der Gitarrengurt muss natürlich bis zum äussersten vollkommen ausgefahren sein, so dass die Gitarre ungefähr zwischen den Knien hängt. Die Beine müssen leicht gespreizt sein, die Füsse zeigen in die gleiche Richtung wie der Gitarrenhals. Das Anschlagen der Seiten erfolgt dann indem man den rechten Arm wie irre über die Seiten schrubbt, jedesmal unterstützt von einem spastisch anmutenden zucken des Kopfes welchen man gegen die hochgezogene rechte Schulter presst.

K spielt wohl immer noch in einer Band. Natürlich macht er immer noch Punkrock. Leider habe ich keine Ahnung was er sonst so tut. Mir ist nur bekannt, dass er irgendwann den Jusos beigetreten ist. Man muss ja was machen.

 
sach selber was   von Mama
 
fernsehratgeber, 31. März 2004 um 09:03:06 MESZ

ich erinnere mich. dieser K, der am fehlen seiner erlöserfiguren gescheitert ist. punk wurde pop, anarchie wurde "mal gucken", die maschinerie spuckte blink 182 vor die füße und damit die einsicht, dass die heroen gelenkt sind. es bleibt die errettung im gestern.

wer weiß, welche einsichten uns noch bevorstehen.

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Mama, 31. März 2004 um 23:57:09 MESZ

oh oh, nein, wir haben alles richtig gemacht...

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