Heute, kurz vorm Mittagessen. Stehe mit Mr. O. an der Strasse vor der Bibliothek, wir wollen wie jeden Mittag um 1 zur Mensa. Schon ziemlich häufig haben wir uns gesagt, dass das eigentlich nicht sein kann, dass hier keine Ampel steht oder wenigstens ein Zebrastreifen. Dauernd müssen hier Massen von Studenten die Fasanenstrasse überqueren, wenn sie aus der Bibliothek kommen. Früher, als hier noch keine Bibliothek stand und hier kaum jemals jemand die Strasse überquerte, da war hier noch ein Zebrastreifen, aber den haben sie inzwischen entfernt. Jedenfalls warten wir wie immer mal wieder ewig, bis man endlich rübergehen kann. Ziemlich viele Taxifahrer heizen immer viel zu schnell hier vorbei, um sich den Kreisverkehr am Ernst-Reuter-Platz, der übrigens immer noch sehr sehr hässlich ist (die Angehörigen haben mal gedroht zu klagen und den Namen entfernen zu lassen, wenn da nichts verschönert wird - ich möchte mir garnicht ausmalen wie hässlich es da mal gewesen sein könnte), zu sparen.

Auf der anderen Strassenseite wartet auch ein kleines Grüppchen. Ich sehe noch, wie der eine Typ den Arm ausstreckt, um die junge Frau festzuhalten, aber sie geht einfach los ohne nach links zu sehen und es geht ganz schnell: Reifenquitschen, Vollbremsung, der Fahrer hat offensichtlich super reagiert, ausweichen geht nicht wegen Gegenverkehr, aber er erwischt sie trotzdem voll mit seinem Mercedes. Wenn ich vorher nicht gesehen hätte, wie sie läuft, würde ich jetzt glauben, dass da eine Puppe durch die Luft fliegt, im hohen Bogen, bizarr verdreht. Sie fliegt drei Meter und landet auf dem Asphalt. Bestimmt 10 Leute haben das gesehen, Aufschreien, sofort stürmen einige los, stabile Seitenlage - ich bin froh, dass da bei jemandem mehr aus dem Erste-Hilfe-Kurs hängengeblieben ist als bei mir. Wir laufen auch rüber, O. schon am Telefon für den Notarzt. Diese unheimliche Last, die von mir abfällt, als ich sehe, dass sie bei Bewusstsein ist. Spricht. Schon wieder über irgendwas lacht, unter Schock natürlich. Aber mit dem Bein stimmt was nicht. Wir bleiben bis Notarzt und Polizei da sind. Nochmal Glück gehabt.

 
sach selber was   von Mama
 
drbierkrug, 19. Oktober 2005 um 21:36:42 MESZ

Schreien fällt einem vor Entsetzen gar nicht ein

Habe einmal etwas ähnliches erlebt. Wir standen an der Bushaltestelle und Autos auf drei verschiedenen Spuren rauschten an uns vorbei, als auf einmal ein alter Mann mit Gehstock die rote Ampel ignorierend auf die Straße trat. Es war ein absolut surrealer Moment, man schaut hin und kann nichts machen. Man kann es noch nicht einmal glauben. Der alte Mann schaffte es irgendwie, über zwei der drei Spuren zu gelangen. Heute weiß ich überhaupt nicht mehr, wie es ihm gelang, denn der Verkehr war ziemlich dicht. Der Alte trat jedoch auch unbeirrt auf die dritte Spur, wo ihn der Fahrer eines Wagens erst sehr spät sah. Zum Glück reagierte er gut und kam noch vor dem alten Mann zum stehen, der jedoch auf einmal Begriff, was um ihn herum geschah und entsetzt nach hinten stolperte. Jemand auf der anderen Straßenseite half ihm auf. Der Alte ging weiter seines Weges, dafür musste sich der Fahrer des Wagens sehr viel Gemecker über seinen Fahrstil anhören, was aus meiner Sicht allerdings lächerlich war. Aber wenn man Zeuge einer solchen Szene wird, dann muss man dem angestauten Adrenalin wohl irgendwie Luft machen.

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dr.nemo, 19. Oktober 2005 um 21:41:23 MESZ

genau wie bei mir letztens

an der kreuzung

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olly-o, 20. Oktober 2005 um 09:46:39 MESZ

unfall fasanenstraße

die zeit läuft ... es werden glaube ich jetzt höchstens einige tage vergehen bis der TU-präsident Prof. kutzler von diesem unfall erfahren wird. spätestens am 28.10. auf der 25-jahr-feier einer studentenorganisation wird er es erfahren inklusive eines Appells, sich der problematik anzunehmen.

mal schauen wie reagibel die TU-universitätsleitung in dieser beziehung sein kann...

wenn die reaktionszeiten ähnlich sind wie in anderen ämtern der TU, dann werd ich wohl noch ein paar mal 112 ins handy tippen müssen....

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