Gestern bei der Arbeit hat mir doch tatsächlich ein Kollege mit völlig ernster Miene, ohne jeden Anflug von Schauspielerei erklärt, dass wir alle mit einer Monarchie besser dran wären. "Wir brauchen nur einen fähigen Mann, vielleicht noch ein paar fähige Mitstreiter welche auf jeden Fall aus den Fachgebieten kommen sollten für die sie dann zuständig sind. Als erstes würde dann dieser ganze Wasserkopf von Regierung und Verwaltung wegfallen. Dann hätten wir bald wieder bessere Verhältnisse. Immer dieses unentschlossene und es jedem Recht machen wollen... Man kann doch nicht auf alle Rücksicht nehmen, oder? Irgendwer muss halt Opfer bringen und da würde so ein Alleinherrscher doch sehr viel mehr zu Stande bringen."

 
sach selber was   von Mama
 
jensscholz, 18. März 2003 um 13:33:31 MEZ

So schlecht

Episode 2 dramaturgisch gewesen sein mag. Aber dort gibt es ebenfalls jemanden, der sich als jemand outet, der sich für eine Tyrannei begeistert. Das das durchaus nicht nur Teil eines hölzernen Dialogs in einem SciFi-Film sein könnte sondern durchaus jederzeit von irgendwem ernsthaft geäussert werden könnte war damals schon so eine Befürchtung, die mir nicht weit hergeholt schien.

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Mama, 18. März 2003 um 18:11:31 MEZ

Hmm...

...da hätte der es schon herhaben können. Er war auch sozusagen noch weniger Anwärter auf einen Nobelpreis als ich. Aber von der Sorte gibts noch ein paar mehr, frei von radikalen Gedanken, aber dafür umso empfänglicher für populistische Worthülsen. Und Episode 2 war ja bei weitem nicht die einzige Bühne für monarchisches Gedankengut. In sehr vielen Interviews wird nicht mehr die Regierung angegriffen, sondern hauptsächlich der schwache Führungsstil von Schröder. Man konstruiert ihn immer mehr zur Wurzel des übels um nicht über die eigentlichen Probleme reden zu müssen. Das wird wohl hauptsächlich Leuten wie Koch recht sein, die dann halt irgendwann aus ihrem Loch gekrochen kommen und sich als der starke Mann hinstellen, der uns alle retten wird. Dazu noch die Tendenz einiger Fernsehsender immer mehr Talkshows durch Gerichtsshows oder diese Psycho-Beratungen zu ersetzen. Also Chaos (Talkshow) gegen ordentlich geregeltes, immer gerechtes Geschehen (Gerichtsshow), weil eine höhere Instanz ordnet (Kredits hier an Daniel). Dazu dann noch eine allgemeine Grundhaltung a la "Die da oben wollen mir mein Geld wegnehmen" in der der Staat immer als außenstehender Abkassierer gesehen wird statt als Gebilde das eben auch aus mir besteht. Nicht ändern, ändern lassen. Gute Voraussetzungen um Demokratie abzubauen jedenfalls...

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jensscholz, 18. März 2003 um 19:30:17 MEZ

Ich fand die Antwort

zwar ebenso hölzern bei dem Film, aber passend: "Wenn wir aufhören, der Demokratie zu vertrauen, dann haben wir sie längst verloren."

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Mama, 18. März 2003 um 19:56:45 MEZ

Find ich nicht schlecht, aber nicht ganz passend. Weil: Vertrauen heißt meist, sich auf andere verlassen. Wenn aber alle sich nur auf andere verlassen, regiert nicht das Volk, sondern eben die, die sich das Vertrauen der Massen - wie auch immer - geholt haben. Und wenn ich jemanden gewählt habe, heißt das eben nicht, dass ich ihm für vier Jahre einfach mein Vertrauen schenke und er machen kann was er will. Auch wenn man es dreht wie im Film, wo es wohl eher als Vertrauen in das System Demokratie gemeint ist, bin ich nicht ganz überzeugt. Denn oft wird Demokratie als Begriff auch nur vorgeschoben um Verhältnisse zu sichern, die das allgemeine Wohl nicht unbedingt maximieren. Aber eigentlich bin ich ja schon überzeugter Demokratie-Anhänger. Nur so manche Ausprängung unserer Demokratie trägt halt auch undemokratische Züge und meine Angst ist, dass eben diese ausgebaut werden.

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