Lütgert-Interview

 
sach selber was   von Mama
 
MH, 18. März 2004 um 19:45:31 MEZ

Unangenehm übercool, fand ich.

... link  

 
Mama, 18. März 2004 um 19:56:22 MEZ

Ein paar gute Stellen, aber insgesamt eine Haltung die zu sehr signalisiert, dass er sie alle verachtet und eigentlich auch nicht mit ihnen reden will.

... link  

 
LaTaiga, 18. März 2004 um 20:07:01 MEZ

aber recht hat er. copyright ist eine chimäre.

... link  

 
Mama, 18. März 2004 um 20:10:19 MEZ

da bin ich ganz ihrer meinung (zumindest wenn es um tote autoren geht). ich glaube aber, dass man das etwas sachlicher rüberbringen sollte. klar, so steht er definitiv cooler da, aber seine argumente werden skeptiker dann gar nicht mehr lesen wollen.

... link  

 
noelscheich, 18. März 2004 um 20:16:27 MEZ

Zumal er die richtigen Ideen alle paar Sätze mit Unschärfen in der Argumentation belastet.

... link  

 
katatonik, 18. März 2004 um 20:54:36 MEZ

ach, ich weiss auch nicht. aber als jemand in einem tätigkeitsbereich, wo's vorwiegend um's publizieren geht, wo ich bis heute keinen einzigen cent (bzw. diverse vorgängerwährungen) für publikationen gesehen habe, wo kein einziger meiner publizierten texte meinem copyright unterliegt, wo ich aber sehe, dass so etwas wie jobs für meine arbeit, die mir ein völlig frei verfügbares publizieren ermöglichen, auch nicht vorhanden sind, und wo ich sehe, wie viel arbeit und anstrengungen eine ordentliche publikation eines textes (lektorat usw.) braucht, tja, nein, mit rundum-copyright-abschaffungsforderungen tue ich mir eigentlich recht schwer.

nicht, dass ich die probleme (disneyisierung usw.) nicht sehen würde, nicht, dass mich die vorteile von filesharing und digitalen texten nicht begeistern würden, aber so wirklich will die abschaffungsforderung nicht aus meinem munde erhallen.

... link  

 
Mama, 19. März 2004 um 10:13:03 MEZ

ja, diese disneyisierung ist es ja was mich hauptsächlich stört. wie auf gedanken von toten der deckel gehalten wird, obwohl es inzwischen möglich ist quasi ohne kosten einen riesigen nutzen zu stiften. ansonsten kann ich sehr sehr gut jene verstehen die fürs nachdenken und forschen und das zugehörige niederschreiben der gedanken bezahlt werden, die hier die stirn runzeln.

... link  

 
der, 19. März 2004 um 10:58:22 MEZ

Hm, interessante Einschätzungen hier. Ich fand das Interview eigentlich recht angenehm sachlich, und den Ton jedenfalls besser als in diesen offenen Briefen. Jedenfalls machte es mich geneigter der Position gegenüber. Interessant auch, was katatonik schreibt: nachdem ich kürzlich noch Reemtsma verteidigt habe hier irgendwo in den Kommentaren, ist mir dann eingefallen, dass ich selbstverständlich meine Veröffentlichungen ins Netz stelle, und es auch selbstverständlich erwarte, dass ich die anderer finden kann. Das letzte Mal aus einer Bibliothek ein Journal ausgeliehen (Bücher sind etwas anderes) habe ich vor Jahren. Die unglaubliche Geschwindigkeit in meinem Fach ist zu einem guten Teil dem Netz geschuldet, nehme ich an. Aber: ich habe (zum Glück) einen Job, der mich dafür bezahlt, Veröffentlichungen zu schreiben, die dann frei erhältlich sein können. (Und ich schreibe nichts, wo jemals die Gefahr bestehen könnte, dass es ein Suhrkamp Wissenschaft Bestseller werden könnte.) Wenn ich ein Paper runterlade, verlasse mich darauf, dass in den bibliographischen Angaben auf der Website steht "Journal of this or that", dass also jemand eine Qualitätskontrolle gemacht hat. Das muss bezahlt werden (und wird dadurch bezahlt, dass meine Uni ein Abo der Papierausgabe hat. Hatte. Naja, lassen wir das.). Bei Adorno-Texten u.ä. sollte es eine Stelle geben, die für ihre Authentizität bürgt; das kostet auch. Bleiben die Rechte der Autoren: es sollte natürlich eine freie Entscheidung sein der Urheber, ob und wie sie ihre Werke freigeben. (Wobei auch das mit toten Autoren nicht unbedingt zieht: wenn man akzeptiert, dass Firmen vererbt werden, warum nicht auch Urheberrechte, die dann den Kindern etwas einbringen.) Fazit: alles nicht so einfach. Wie man das aber in Gesetze packen soll (wissenschaftliche Texte mit potentiellem gesellschaftlichen Mehrwert dürfen kopiert werden, vorwiegend unterhaltende Texte nicht. Also bitte wissenschaftliche Texte nicht unterhaltend schreiben.) ist mir ein Rätsel.

... link  

 
LaTaiga, 19. März 2004 um 11:57:40 MEZ

wie sich doch die perspektive ändert, je nachdem, ob man auf einem profi-level (=geldverdienen) argumentiert oder ob es vorrangig um das publizieren (=kulturelle werte) selbst geht. im indie-bereich ist man selbst bei hoher qualität - wie mrs. k. richtig bemerkt - eh nie profitabel, das ist schon systembedingt. es sieht doch so aus, dass das co pee right nur den großen namen und marken nützt. warum finanzieren wir eigentlich diese deutschlandsuchtdensuperuninteressanten leute und lassen im gleichen atemzug die, die etwas zu geben bereit sind verbluten?

... link  

 
der, 19. März 2004 um 13:02:48 MEZ

? Ich verdiene, zum Glück, Geld mit dem was ich tue. Ich bin auch nur in der Lage, und deshalb auch nur darum bereit, meine Veröffentlichungen unentgeldlich bereitzustellen, weil sie vorfinanziert sind. Wären sie das nicht, müsste ich etwas anderes machen. (Verkaufen könnte ich sie eher nicht.) Dass Universitäten schlecht behandelt werden, ist vielleicht nicht ganz dieselbe Diskussion.

Diese Indie-Bereich für Gotteslohn-Argumente finde ich nicht schlüssig: Indie-Bereich definiert sich eben darüber, nicht profitabel zu sein. Es gibt genug Beispiele für Leute, die plötzlich eben nicht mehr Indie sind, viel Geld verdienen, und Copyright ernst nehmen. Und zu Recht, warum soll man nicht verdienen dürfen mit dem was man tut.

... link  

 
LaTaiga, 19. März 2004 um 13:56:04 MEZ

ist das nicht sonderbar, dass meine arbeit für eine company xyz pauschal entlohnt wird, egal wie viel gewinn die damit macht? aber im "kreativen" sektor muss nach nachfrage abgerechnet werden. sollten die künstler nicht anfangen, bessere pauschalen auszuhandeln, wenn kopierbarkeit generell gegeben ist?

und es gibt möglichkeiten für künstler, sich unkopierbar zu machen. das wäre m.e. wichtig. schauspieler z.b. sind nicht so leicht kopierbar wie ein film - das ist die große chance. den zirkus umdrehen und nicht mehr auf promoreise für produkte gehen, sondern den promoevent selbst verkaufen.

ich denke: wer schlau genug rangeht, kann mit einem veränderten geschäftsmodell geld machen - wer unter abwehrbewegungen stehenbleibt hat schlechte karten.

... link  

 
Mama, 20. März 2004 um 00:13:49 MEZ

Das sehe ich ähnlich. Ich blicke da ja immer auf die Netaudio-Szene, wo sich inzwischen ja durchaus schon Einnahmemöglichkeiten aus Live-Gigs und DJ-Auftritten ergeben, wo nur mit dem kostenlosen bereitstellen von Musik begonnen wurde. Aber wie weit kann man solche Ansätze in den Bereich der Schreiber übertragen?

Ich wünsche mir ja mehr einfache Spendensysteme für Minimalbeträge. Da könnte so einigen Künstlern die jetzt ihren Kram umsonst raushauen das Leben mit versüßt werden. Denn die Vorstellung, dass jeder Künstler bezahlt werden kann ist absurd. Aber genauso absurd ist doch, dass ich nicht jeden Künstler entlohnen wie es dem Vergnügen oder dem gewachsenen persönlichen Lebenswert entspricht, den mir sein Schaffen gebracht hat.

Für den Wissenschaftlichen Bereich sieht es da natürlich schon wieder anders aus.

... link  


... comment
 
noelscheich, 18. März 2004 um 20:13:29 MEZ

»Verfielfältigungsrechte«

Man soll sich ja nicht an Rechtschreibfehlern hochziehen, doch 5 mal auf einer halben Seite und dann noch beim Wort zum Thema, das ist mir zu fiel.

Ach was, es handelt sich vielmehr um subtile Arroganz dem Copyright gegenüber: es verfällt, es verfiel, es ist verfallen.

... link  

 
Mama, 18. März 2004 um 20:26:38 MEZ

ich hab da ja selbst so meine schwächen, deshalb überlese ich die fehler wohl recht oft...

... link  


... comment