Freie Buchdownloads

Der Heise Verlag prescht vor:

Die beiden Bücher mit den Titeln „Freie Netze“ und „Mix, Burn & R.I.P.“ stammen aus der Telepolis-Buchedition des Heise-Verlags. Sie werden im Netz unter den Bedingungen einer Creative Commons-Urheberrechtslizenz veröffentlicht, die das nichtkommerzielle Weiterverbreiten der Werke ausdrücklich erlaubt. Wer mag, kann die elektronischen Ausgaben der Bücher beispielsweise über P2P-Netze austauschen oder per E-Mail an Bekannte verschicken.

www.mixburnrip.de www.freifunk.net

Sehr sehr feine Geschichte. Und das gerade Mix, Burn & R.I.P. dabei ist passt natürlich wie die Faust aufs Auge.

 
sach selber was   von Mama
 
gHack, 14. Juni 2004 um 08:00:28 MESZ

Von "Mix, Burn & RIP" war ich etwas enttäuscht. Vielleicht gibt es zu diesem Thema aber auch nicht mehr zu sagen. Ein weiterer von vielen Schrumpfungsprozessen.

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Mama, 14. Juni 2004 um 10:01:32 MESZ

Ich finde das, was ich bisher gelesen habe ganz nett.

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gHack, 14. Juni 2004 um 14:14:21 MESZ

Ja, aber mir fehlt halt ein tragfähiger Gegenentwurf zu "kostenlos", respektive "faschistoide Kontrolle durch Rechteinhaber-Konzerne". In "Wired" hat vor ein paar Jahren auch irgendein Hippiebart geschrieben, dass die Musiker einfach wieder von Live-Konzerten leben sollten. Im Prinzip laufen diese freiwilligen Micropayments, die eh niemand leistet, doch auf sowas wie digitale Fussgängerzonenmusiziererei hinaus.

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Mama, 14. Juni 2004 um 14:23:55 MESZ

Ja

die Ratlosigkeit rührt daher, dass niemandem ein vernünftiger Zusatz neben der Musik einfällt. Daher dann diese Ideen, die Musik könnte als reines Promotionwerkzeug für den Künstler selbst herhalten. An Micropayments glaube ich aber dennoch. Wenn es für jeden mal wirklich einfach wird schnell kleine Beträge zu zahlen, dann seh ich durchaus eine Zukunft für Musiker. Es muss den Fans der Musik nur bewusst werden, dass sie nicht nur für das eben heruntergeladene Stück gezahlt haben, sondern dass sie mit ihrer Spende zukünftige Musik dieses Künstlers bezahlen oder zumindest sehr viel wahrscheinlicher machen. Vorstellbar sind für mich auch Labels, bei denen man bei gefallen Spenden kann und die dann das Geld in Musik die ähnlich ist investieren.

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tristan, 14. Juni 2004 um 22:27:32 MESZ

Dieses Spendensystem rüttelt doch nicht am Problem, dass geistiges Eigentum, zwecks Bestreitung des Lebensunterhaltes, zu Geld gemacht werden muss. Solange das so ist, würde ich mich als Künstler eher auf einen guten Kopierschutz, als auf die Spendenbereitschaft von Leuten verlassen, die ja auch von irgendwas leben wollen. Fragen Sie jetzt nicht, wie es sonst laufen soll, am Ende solcher Überlegungen denk ich immer an das R-Wort. Solange Kunstgenuss eine private Angelegenheit ist (individuelle Produktion, individueller Konsum), gibt es entweder ein Geschäft, oder einen lukrativen Brotberuf, der dir einen großzügigen Umgang mit dem Werk gestattet. Spenden werden das nicht ändern, sondern scheinen mir nur ein sogar verschärfter Ausdruck des Warencharakters sogenannten geistigen Eigentums zu sein. Polemisch: options und futures in arts? Kein Bedarf. Ich will nicht individuell für Kunst bezahlen (ein Lanze her, dass ich sie für die Bibliotheken brechen kann), und ich will eigentlich auch nicht bezahlt werden, wenn ich welche mache. Miete muss ick trotzdem löhnen. Womit wir wieder am Anfang wären.

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Mama, 15. Juni 2004 um 00:30:44 MESZ

Ich bin mir da nicht so sicher ob es so falsch wäre, wenn durch Spendenmodelle der Warencharakter der Werke wirklich verschärft würde. Denn Fragen muss man sich zunächst mal: wem nützt so ein Spendenmodell eigentlich? Naja, der Komponist welcher gerade an seiner neuen Oper schreibt wird wenig davon haben, denn er ist immer noch auf ein Orchester angewiesen, auf Sänger, auf eine Oper. Er ist abhängig von staatlichen Kulturgeldern, bewegt sich sowieso abseits von jeglicher Marktlogik, denn er macht schließlich Kunst. Die muss auch mal fordernd sein, den Horizont des Zuschauers erweitern. Das System läuft da irgendwie, ich habe wenig Ahnung von dem Bereich, aber staatliche Förderung und damit eine Abkopplung von Marktmechanismen für diese Art von Kunst halte ich prinzipiell für sehr sinnvoll. Der Künstler ist so finanziell über staatliche Gelder abgesichert, aber seine Kunst abhängig von der Meinung der Geldverteiler, die Entscheiden ob das denn eigentlich Kunst ist. Das Internet hat da im Grunde nicht viel verändert. Einen absoluten Gegensatz stellt ein durchschnittlicher Produzent elektronischer Musik dar: Inzwischen kann man als Minimalvoraussetzungen zum Produzieren einen gebrauchten Rechner für 100 Euro und Freeware ansetzen. Bis vor ein paar Jahren lag das Problem da, dass man damit kein Publikum erreichen konnte. Man musste ein Label finden zu dem die Musik passte und das sie auch haben wollte, oder mal eben selbst eins gründen. Option 1 war für viele ein ziemlicher Akt, Option 2 war auch früher schon meist eher ein Nullsummenspiel, wenn man sich in Segmenten abseits des Mainstreams bewegte. Wenige verdienen wirklich Geld. Also war man abhängig von den Vertriebsstrukturen, die einem den Weg zu den passenden Käufern ebneten und diejenigen die keine Stars wurden brauchten zum Leben trotzdem einen Job abseits der Musik. Stellt sich die Frage: wenn man realistisch gesehen sowieso nicht von der Musik leben kann, wieso soll man sich dann in diese Abhängigkeit begeben? Nur noch um Publikum zu erreichen. Das geht nun natürlich auch anders. Der Track ist fertig, mit wenigen Klicks wird ein MP3 oder ein OGG daraus und noch ein paar Klicks später steht es allen potentiell interessierten Hörern mit Internetanschluss zur Verfügung. Davon kann man seine Miete nicht bezahlen, aber zehn Jahre früher hätte man von der Musik auch die Miete nicht bezahlen können. Der entscheidende Unterschied zu früher ist aber nun, das potentiell sehr viel mehr Leute erreichet werden, die genau diese Musik haben wollen während der Künstler völlig unabhängig ist.

Tja, nun etwas provokant - wir stehen vor einem ziemlichen Dilemma welches es nötig macht den Kunstbegriff an sich zu hinterfragen: Einerseits muss der Künstler irgendwie über seine Kunst an Geld kommen, damit er Leben kann. Sprich: Seine Existenz ist von seinem Schaffen abhängig, welches wiederum von der Definitionsmacht anderer abhängt. Andererseits will er dass sein Schaffen ohne äußere Abhängigkeiten zustande kommen kann, aber diese Unabhängigkeit wird mit der Unsicherheit bezahlt, ob überhaupt eine Entlohnung bei der Sache herausspringt.

Wer verdient es nun Künstler genannt zu werden?

Wenn jeder potentieller Produzent ist, wo ziehe ich die Grenze? Wie stelle ich fest wer z.B. Kulturgelder beziehen könnte? Die, die traditionell keine Gelder beziehen haben doch durch Spendensysteme durchaus neue Chancen, weil sie jeden erreichen können in ihrem speziellen "Marktsegment".

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tristan, 15. Juni 2004 um 01:46:53 MESZ

Gar kein Widerspruch meinerseits, systemimmanent mag die Spende, wenn auch ein unsicherer, Ausweg sein, nur bleibt es eben beim Verdienstzwang und bei der dazugehörigen Trennung Produktion/Konsum. Nicht zu vergessen, dass auch das Hinarbeiten auf ein spendenbasiertes Marktsegment absolut nicht von Abhängigkeiten befreit. Der Zensurdruck durch das Publikum ist zum Teil auch schon ohne Bezahlung gewaltig. Ich finde die Diskussion darüber by the way, unglaublich spannend, komplex und was weiß ich nich alles. Gerade wegen der Unzahl möglicher Herangehensweisen.

Ach ja, Grenze ziehen ist objektiv natürlich unmöglich.

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