Der Döner-Laden in der Weitlingstraße nennt sich „Bistro“. Wie im italienischen Restaurant fiebert ausländisches Personal mit den deutschen Gästen für „ihre“ Mannschaft. Ein Betrunkener, vollständig in Schwarz-Rot-Gold gekleidet, fordert lautstark „noch ein Tor“. Vor dem Imbiss steht eine junge Familie, der Vater grüßt seinen Kumpel mit dem Hitlergruß.

Das ist keine Politik, sondern Folklore. Und abseits von der Folklore geht es nur um Sport.

Ich hätte mir so gewünscht, dass die Deutschen schnell ausscheiden: die Vorstellung, eine Darstellung der Gastlichkeit bieten zu müssen, ohne dem irgendeinen patriotischen Nutzen abpflocken zu können, hätte mir gefallen.

Weshalb ich Tagesspiegel (BLZ, taz etc.) nicht abkann: Noch deren Nazi-Gruselstories perpetuieren im Prinzip Nazi-Ideologie. Da laufen dann immer so viele italienische Kellner und anderes ausländisches Personal durchs Bild, dass man gleich weiss, auch für den Redakteur und die meisten seiner Leser ist deutsch eine Sache des Äusseren, nicht der Staatsangehörigkeit. Die massenkompatiblen Vorstellungen vom "Weißsein", die darüber immer wieder Zufuhr erhalten, sind der Ozean, in dem die Nazis schwimmen.

Interessant finde ich die Neigung, solchen Geschichten sofort und ohne den leisesten Zweifel zu glauben, während man dem Qualitätsjournalismus ansonsten doch ein gewisses Misstrauen entgegenbringt. Dass mir während der gesamten WM noch kein Hitlergrußvorzeiger begegnet ist, wogegen man als Journalist offenbar ständig auf solche Subjekte stößt, finde ich halt ein wenig verwunderlich.