[lesen ist nicht leicht] Di., 25.4.06 - Mama Springer Kundennummer
Dem strahlenden Beispiel von Selbstaufopferung folgend beziehe ich ab morgen auch probeweise ein Abo von "Die Welt". So stand es jedenfalls in dem Brief, der heute in meinem Briefkasten lag. Es ist ganz sicher zu meinem Pech zu zählen, dass ich genau jetzt krank bin und auch ein paar Tage besser im Bett bleiben sollte, wie der Arzt heute sagte. Denn nun habe ich unmengen Zeit, Die Welt zu lesen.
[survival tactics] Sa., 22.4.06 - Mama
Fernsehprogramm durchgesehen, um meinen krankheitsbedingt zuhause zu verbrbringenden Samstagabend auszufüllen und vor dem Fernseher einzuschlafen. "Gefährliches Brandenburg" statt "Gefährliche Brandung" gelesen. * Vorher bei Mean Streets zuerst wegen Krankheit und daher Conveniencebedürfnis die deutsche Synchronisation angesehen. Allerdings nicht ausgehalten, weil Harvey Keitel die Synchronstimme von David Hasselhoff hat. Die ganze Zeit drauf gewartet, dass er gleich eins von diesen orangen Dingern rauszieht und sich in den Hudson River stürzt. Außerdem lispelt der Synchronsprecher von DeNiro, während er im Original so einen lustigen Akzent spricht ("Tuuusday"). * Zum Aktuellen Sportstudio gezappt später. Uli Hoeneß als Gast. Reden über Kahn/Lehmann. An die Situation neulich gedacht, als dieser Handwerker da war, wir so über Kahn und Lehmann geredet, ich so voll über Kahn hergezogen und merke null, wie M. dauernd versucht, meinen Blick zu dem Handwerker zu lenken, der ein "Oliver Kahn"-Schlüsselband trug. Wieder hingehört, was im Fernsehen geredet wird. Sofort weggezappt. * Dann zum glück letztendlich bei Yehudi Menuhin gelandet. Wunderschön.
[Politik] Sa., 22.4.06 - Mama
Sind Sie ein Linker? Ich glaube schon. Ich komme nicht aus der Arbeiterklasse, auch nicht aus liberalen oder kapitalistischen oder tiefchristlichen Verhältnissen. In meiner Familie waren die wichtigsten frühkindlichen Beigaben, dass der Onkel in Russland liegt, der Vater kein Knie mehr hat und der Großvater keinen Arm mehr. Das schlimmste was meiner Familie passiert ist, waren die Kriege. Da geht es also eher um die Frage: Trägt die Politik, die gemacht wird, dazu bei den Frieden zu erhalten. Die Frage, was links genau ist, ist müßig geworden. Konkret? Es ist inzwischen gelungen, die Widersprüche, die wir früher innerhalb einer Gesellschaft hatten, innerhalb von Weltmachtblöcken zu organisieren. Das Klassengefälle, über das Marx und seine Nachfolger nachgedacht haben, war das zwischen bitterster Armut, Verrecken in den Höllen des Manchesterkapitalismus auf der einen Seite und dem feudalsten Reichtum der Großkapitalisten. Dieser Widerspruch heißt aber heute nicht mehr Bochum gegen Taunusstein, dieser Widerspruch heißt heute Deutschland gegen Ruanda. Also besteht der Widerspruch weiterhin. Ja, aber nicht mehr im alten Sinne, wo es "links" war, den Widerstand gegen die Ungerechtigkeiten innerhalb der Gesellschaft zu organisieren. Das ist Nonsens. Das ist keine linke Position. Links ist für mich eine Frage von Verteilungsgerechtigkeit, und die Aufgabe ist dann eher einen Dialog zwischen den armen Ländern und den reichen herzustellen und nicht in einem reichen Land die eine oder andere Partei zu unterstützen.
Friedrich Küppersbusch im Interview in der aktuellen Zitty 8/2006. Wie oft ich mir schon gewünscht habe, dass er das Interview führt und nicht eine dieser anderen Personen dort auf dem Bildschirm.
[Film] Do., 20.4.06 - Mama
Wegen Britspotting nochmal. Night People hört sich interessant an. Meinungen? Will den eventuell irgendwer morgen um 20:30 mit mir im Filmkunst 66 ansehen?
[highway to being well] Mi., 19.4.06 - Mama
Trotz Augenkrebs-Gefahr einen Blick wert: das Programm des RIP IT-Festivals:
"Diebstahl von Ideen, Melodien und Bildern; die unendliche Verfügbarkeit von digitalen Inhalten wirft neue und interessante Fragen in der Kunst, Video und Musikproduktion auf. 3 Tage und Nächte lang präsentiert Rip it! neue Arbeiten von Künstlern, Video-und Musikproduzenten auf 2 Etagen im Club 103, Berlin-Kreuzberg."
Eintritt ist am Donnerstag bis 23h frei, dann je nach Event teurer, aber 14-23h immer nur 3 Euro. Mal sehen, vielleicht schau ich mir da was an. Und hier nochmal alles auf einer Seite ohne Augenkrebsgefahr.
Außerdem wird vom 20. bis 26.4. in Berlin Britspotting, das British & Irish Film Festival Berlin stattfinden. Wenn da jemand Tipps hat, was sich an Filmen lohnen könnte - ich wäre sehr dankbar für Hinweise. Alle Filme dort 6 Euro, aber eventuell lohnt sich ja Samstag oder Sonntag eine Tageskarte für 12? Vom 27.-30.4. übrigens auch in Zürich.
[Politik] Mi., 19.4.06 - Mama
Denn in ihrer ersten Reaktion übt sich die Staatsanwaltschaft Potsdam in Erklärungsversuchen, die man nicht mehr hören kann: Eigentlich ist bei uns alles in Ordnung und wenn trotzdem was passiert, dann ist das allenfalls ein "extremer Einzelfall", wie der Potsdamer Staatsanwalt erklärte.
Diese Argumentation ist im deutschen Osten allgegenwärtig. Nichts ist schlimm, nichts ist rechts, alles ist harmlos. Da wird in Quedlinburg ein Junge von einer rechten Horde zusammengeschlagen und im Polizeibericht steht dann, einem "Streithahn" sei der Kiefer gebrochen worden.
Süddeutsche: Nur Mord, sonst alles in Ordnung
Natürlich kein rein Ostdeutsches Phänomen, z.B. in Essen sind es auch schonmal nur "Schläger, Klopper und Säufer"
kommentare
Ich glaube, wir haben das jetzt beide gemacht.
gHack, 22.06.21, 11:33
20jahre.antville.org
tobi, 22.06.21, 09:35
Ja klar!
Mama, 22.06.21, 08:10
danke für den schönen text. darf ich den auf 20jahre verlinken?
tobi, 22.06.21, 06:28
Ist das sowas wie i-mode?
Mama, 29.05.14, 00:00
Internet kann man ja neuerdings mitnehmen. Dass WAP sich doch durchsetzen würde...?!
fernsehratgeber, 20.05.14, 21:43
musik